Tag 10 - Tschechische Provinz - 1. September 2020
Karlsbad. Was soll ich schönes berichten? Es schlängelt sich durch ein tiefes Tal, und überall gibt es diese alten Fassaden. Die Hauptsehenswürdigkeiten wie die berühmten Kolonaden sind eingerüstet. Ok, das Städtchen kann nichts dafür, dass die Wolken dumpf und träge von oben herunterhängen. Vor allem aber habe ich Hunger. Es gibt hier 17 Shops für überteuerte italienische Taschen zum halben Preis, aber keinen Lebensmittelladen oder Bäcker. Was mich aber schon etwas geweckt hat, sind diese dampfenden Brunnen. Aus Heilthermen kommt es heiß und sehr salzig. Die Leute kommen mit so speziellen Porzellan-Schnabeltassen. Damit kann man schon fürs Alter üben. Karl der IV hat sich hier pflegen lassen. Wenn ihr diesen Karl nicht kennt, Männer die sich pflegen lassen, da hat man aber schon eine Meinung davon. Ist eher Hartz der IV.
Zum Frühstück setzte ich mich vor so einen Brunnen und mampfe 3 Tage altes Käsebrot. Und für meinen Instantcappuccino gibt’s heißes Wasser aus dem Hahn. Schmeckt wie immer, nur halt salzig. Es geht aber wohl nicht um den Geschmack, sondern um die Heilwirkung. Wahrscheinlich nicht gegen Corona, aber gegen Arthritis, Hämorrhoiden und Liebeskummer. Oder was auch immer dir in die Seele zwickt oder die Milz belastet. Der Punkt ist, du musst dieser Quelle einfach vertrauen. Nicht so ein ewig zweifelndes Wissenschaftsgedöns, sondern einfach sich fallen lassen in die archaische und geheimnisvolle Kraft der Natur und der aller Mutter Erde. Aber an dieser Stelle fängt bei mir der Hamster an zu humpeln. Das ist halt alles Placebo Effekt. Es wirkt nicht über den Placebo hinaus. Und deswegen wirkt es bei mir so absolut überhaupt nicht. Ich habe im gewissen Sinne eine Placeboallergie. Wahrscheinlich bekomme ich von dem Wasser Pickel. Und deswegen habe ich in meiner kleinen Campingapotheke nur ein hochkonzentriertes Globuligemisch gegen diese Allergie, dass ich in allen Notfällen quasi über die Hintertür doch die gesamte Palette an Heilmitteln annehmen kann.
Zum Frühstück setzte ich mich vor so einen Brunnen und mampfe 3 Tage altes Käsebrot. Und für meinen Instantcappuccino gibt’s heißes Wasser aus dem Hahn. Schmeckt wie immer, nur halt salzig. Es geht aber wohl nicht um den Geschmack, sondern um die Heilwirkung. Wahrscheinlich nicht gegen Corona, aber gegen Arthritis, Hämorrhoiden und Liebeskummer. Oder was auch immer dir in die Seele zwickt oder die Milz belastet. Der Punkt ist, du musst dieser Quelle einfach vertrauen. Nicht so ein ewig zweifelndes Wissenschaftsgedöns, sondern einfach sich fallen lassen in die archaische und geheimnisvolle Kraft der Natur und der aller Mutter Erde. Aber an dieser Stelle fängt bei mir der Hamster an zu humpeln. Das ist halt alles Placebo Effekt. Es wirkt nicht über den Placebo hinaus. Und deswegen wirkt es bei mir so absolut überhaupt nicht. Ich habe im gewissen Sinne eine Placeboallergie. Wahrscheinlich bekomme ich von dem Wasser Pickel. Und deswegen habe ich in meiner kleinen Campingapotheke nur ein hochkonzentriertes Globuligemisch gegen diese Allergie, dass ich in allen Notfällen quasi über die Hintertür doch die gesamte Palette an Heilmitteln annehmen kann.
Es geht weiter an der Eger entlang. Wenn ihr es genau wissen wollt: von Karlovy Vary, über Radošovice, Velichov, Okounov nach Jirkov. Zu eurer groben Orientierung. Tschechische Provinz. Sieht ziemlich fertig aus, es bröckelt im Gebälk. Die einst bestimmt stattlichen Dörfer verfallen so vor sich hin. Aber vielleicht ist das auch nur mein verwöhnter Wessiblick. Hübsche schlammige Pfade am Flüsschen, ein Stück neben der Autobahn, dann wieder endlos große Braunkohlehalden. An dem einsamen Coop wäre ich fast vorbei geradelt. Kein Licht, erstmal niemand da. Aber es ist offen, dafür gibt es wenig. Ich bestelle 250g gekochten Schinken für 1,00 Euro.
Der Camping ist der einzige in 50km Umkreis. Ich habe erstmal einen Schreck bekommen, weil das hier völlig lost aussieht, aber dann kam dann doch ein Mütterchen, um ein paar Kronen zu kassieren. Restaurace ist geschlossen, es gibt Schinkenbrot. Ein Abend ohne Bier wird keine nachhaltigen Folgen haben. Bei der Dusche mit eisigem Wasser bin ich mir nicht so sicher. Es war heute sowieso schon kalt, so maximal 14 Grad. Aber ich soll wahrscheinlich froh sein, dass es heute nicht geregnet hat.
Tag 11 - die Felsen von Tisa - 2. September 2020
Uh, war das eine kalte Nacht. So bei 5 Grad habe ich mich in voller Montur in den Schlafsack gelegt. 2 Paar Strümpfe, mit Hose, 2 Pullover und der Daunenjacke. So wurde es auch irgendwann warm. Komische Geräusche gab's heute Nacht, so eine Art Raspeln. Als ich morgens aus dem Zelt klettere, finde ich meinen gesamten Nahrungsvorrat auf 50m verteilt. Irgendein frecher Wombat hat sich die Tüten aus dem Vorzelt geklaut und Party gemacht. Ich habe noch ein einzelnes Snickers. Eine Stunde länger gönne ich mir heute im Zelt. Immerhin kommt die Sonne langsam durch. Ich ziehe noch meine zweite Hose über die erste, dann die Regensachen als äußere Schicht. Was ich nun überhaupt nicht verstehen kann, dass sich einige Camper hier mit T-Shirt und kurzer Hose produzieren müssen, wo ich hier ausgeklügelte Outdoorsurvivalstrategien entwerfe. Absolut unverfroren.
Das Elbsandsteingebirge gibt es auch auf der Tschechischen Seite. Und da will ich heute hin. Nach 35km entlang von Braunkohletagebau geht es hoch in die Berge nach Tisa. Davor ist so ein letzter Coop, da muss ich hamstern bis morgen Abend. Tisa ist die tschechische Seite des Erzgebirges und da gibt es diese Sandsteinkunstwerke.
Da fährt man ganz einsam stundenlang und trifft oben auf dem Pass einen Radler. Ja meinst Du, da gebe es ein Hallo, Dobr Dan und Ahoj. Man grüßt sich hier nicht so. Der Osten ist da eben anders. Auch im Supermarkt wird nicht gelächelt. Das ist wahrscheinlich gar nicht unfreundlich gemeint, man ist es nur nicht gewohnt. In Frankreich zum Beispiel und zum Gegensatz wird immer gegrüßt auf den Wegen, auch wenn sehr viele Menschen unterwegs sind.
Also Elbsandsteingebirge. Für die wo es nicht wissen: das sind so Sandsteintürme, die aus der Landschaft heraus nach oben ragen. Ich bin im tschechischen Tisa auf einem Zeltplatz, direkt am Fuß dieser urtümlichen Monster. Ich bin ganz allein auf dem Platz, darf mein Fahrrad etwas putzen und die Kette ölen, mein Flugzeug direkt auf dem Gelände fliegen lassen und heute Abend sogar Feuer machen. Ob ich das hinbekomme. Nachdem ich mit kaltem Wasser gestern nur die Katzen gewaschen habe, ist es eben heute Zeit für das Vollwaschprogramm.
Als ich mit den Hausaufgaben fertig bin, geht’s gleich hoch in die Felsen. Das kann jetzt auf der deutschen Seite nicht dramatischer sein als hier. Es gibt einen engen Weg hoch auf die Spitzen. In Deutschland wäre alles bestimmt völlig eingezäunt, denn man kann an jeder Ecke 30m nach unten fliegen. Ursprünglich dachte ich, für Flugaufnahmen würde ich morgen in aller Früh und Einsamkeit nochmal hier hoch gehen. Aber ich bin nachmittags ganz alleine und die Sonne traut sich was. Und so traue ich mich auch, mein Spielzeug durch die Felsen zu scheuchen.
Als ich mit den Hausaufgaben fertig bin, geht’s gleich hoch in die Felsen. Das kann jetzt auf der deutschen Seite nicht dramatischer sein als hier. Es gibt einen engen Weg hoch auf die Spitzen. In Deutschland wäre alles bestimmt völlig eingezäunt, denn man kann an jeder Ecke 30m nach unten fliegen. Ursprünglich dachte ich, für Flugaufnahmen würde ich morgen in aller Früh und Einsamkeit nochmal hier hoch gehen. Aber ich bin nachmittags ganz alleine und die Sonne traut sich was. Und so traue ich mich auch, mein Spielzeug durch die Felsen zu scheuchen.
Tag 12 - an die Elbe - 3. September 2020
An zwei Dingen merke ich, dass ich wieder in Deutschland bin. Zum einen grüßt mich heute Morgen fast jeder und dann bin ich in einem Funkloch. Wir sind halt doch ein herzliches Völkchen, das es nicht so mit der Technik hat. Ein Hinweisschild auf irgendeine Grenze oder gar eine Aufforderung seinen Pass zu zeigen gibt’s nicht. Tschengener geht’s nicht.
Manchmal bin ich schon erstaunt über die Reiseleitung. Ich soll heute wandern. Hätte ich das gewusst, hätte ich noch mehr Proviant eingekauft. Aber ich werde doch wohl mal zwei Stunden ohne Essen auskommen. Es geht wieder in diese Sandsteintürme. Herkulessäulen heißen die hier. Absolutes Naturspektakel. Überall sind Kletterer auf waghalsigsten Routen unterwegs. Wenn gerade keiner hinschaut schicke ich mein Dröhnchen die Felsen hoch.
Mein Zeltplatz liegt direkt an der Elbe. Da gibt es ein Königsberg, wo ich mit der Fähre auf die andere Seite muss. Aber 2km davor, da habe ich etwas auf der Landkarte entdeckt. Da liegt Heidelberg, also der Berg Heidelberg. Von Heidelberg nach Heidelberg, fast 800km. Da kommt alles her, von diesem Berg. Sieht ein bisschen unscheinbar aus, nicht so mit großem Gipfel. Aber muss ja auch nicht, oder?
In Königsberg an der Elbe pulsiert das Leben. Unzählige Restaurants und Cafés sind bestens besucht. Auf der anderen Seite über dem Berg auf der tschechischen Seite in Tisa wirkt es wie ausgestorben, obwohl es mindestens so hübsch ist und alles halb so teuer ist.
Vom Zelt kann ich auf die Elbe schauen. Wunderschönes Abendlicht bei T-Shirt-Temperaturen. Aber ich gebe mich hochgeschlossen, denn es ist absoluter Schnakenalarm. Heute Abend gibt’s keinen Reisebericht, denn es ist komplette Funkstille. Ich bekomme noch nicht mal ein Email gesendet. Wie soll ich denn meine Botschaft gerecht an die Bedürftigen verteilen, wenn es hier diese Datenverstopfung gibt.
Vom Zelt kann ich auf die Elbe schauen. Wunderschönes Abendlicht bei T-Shirt-Temperaturen. Aber ich gebe mich hochgeschlossen, denn es ist absoluter Schnakenalarm. Heute Abend gibt’s keinen Reisebericht, denn es ist komplette Funkstille. Ich bekomme noch nicht mal ein Email gesendet. Wie soll ich denn meine Botschaft gerecht an die Bedürftigen verteilen, wenn es hier diese Datenverstopfung gibt.